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Mich hat eine Zecke gebissen – wie weiter?

Zuletzt aktualisiert am 22. Juni 2022 Erstmals publiziert am 15. Juni 2022

Im Frühling und Frühsommer sind wieder sehr viele Zecken in unseren Wiesen und Gärten zu finden. Frau Dr. Marisa Kälin, Fachärztin für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, erklärt, wie Zeckenbisse behandelt werden können und welche Erkrankungen mit Zeckenbiss in Zusammenhang stehen können.

​Wie soll man vorgehen, wenn man von einer Zecke gebissen wurde?

Zeckenbisse werden häufig nicht bemerkt, weshalb empfohlen wird, nach Aufenthalten in der Natur den ganzen Körper und die Kleidung nach Zecken abzusuchen. Zecken stechen besonders häufig an Körperstellen, wo die Haut dünn, warm und feucht ist. Dies sind zum Beispiel die Kniekehlen, die Innenseite der Oberschenkel, die Leistenregion, der Hals sowie der Nacken und die Achselhöhlen. Wird eine Zecke entdeckt, ist es wichtig, diese schnellstmöglich und ohne jegliche Vorbehandlung zu entfernen. Am besten sollte die Zecke direkt über der Haut mit einer Zecken-Pinzette, einem Zeckenhaken oder einer Zeckenkarte gefasst und langsam und gleichmässig herausgezogen werden. Je länger eine Zecke Blut saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Krankheiten. Falls kein entsprechendes Werkzeug zur Verfügung steht, kann die Zecke notfalls mit den Fingernägeln entfernt werden. Nach Entfernung der Zecke sollte die Einstichstelle gründlich desinfiziert werden. Häufig kommt es im Verlauf zu einer lokalen kleinen Hautreaktion. Eine Hausarztkonsultation ist einzig bei Auftreten von Symptomen, wie zum Beispiel grippeartigen Symptomen oder einer grossflächigen Hautreaktion nötig.

Welche Krankheiten können in der Schweiz durch Zeckenbiss ausgelöst werden, wie häufig kommen sie vor und wie gefährlich sind sie?

In unseren Breitengraden können Zecken verschiedene Krankheitserreger auf den Menschen übertragen. Am häufigsten sind die Lyme Borreliose, verursacht durch das Bakterium B. burgdorferi, und die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, verursacht durch das FSME-Virus. Ebenfalls kann die Tularämie (Hasenpest) durch Zecken übertragen werden. Weitere Erkrankungen wie die Ehrlichiose oder Rickettsiose sind Raritäten.

Lyme Borreliose
Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sind in der ganzen Schweiz etwa 5-30% der Zecken mit Borrelien infiziert und jährlich erkranken etwa 8’000-15’000 Personen. Die Borreliose manifestiert sich auf sehr unterschiedliche Weise (s.unten) und kann mit einer antibiotischen Therapie behandelt – bei rechtzeitiger Diagnose und adäquater Therapie – auch vollständig geheilt werden.

Frühsommer-Meningo-Enzephalitis
Ca. 0.5% aller Zecken in der Schweiz sind Träger von FSME-Viren. Die Risikogebiete haben sich in den letzten Jahren ausgedehnt. Aktuell sind in der Schweiz bis auf das Tessin und Genf alle Regionen betroffen. In der Schweiz erkranken etwa 200-400 Personen pro Jahr an FSME. Gegen FSME gibt es keine wirksame Therapie. Es können lediglich Symptome gelindert werden.

Die Hasenpest
Die Hasenpest wird durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht. Die Hasenpest ist sehr selten, in den letzten Jahren sind die Fallzahlen in der Schweiz jedoch zunehmend. Bei entsprechender Diagnose kann eine antibiotische Therapie eingeleitet werden.

Auf welche Symptome muss nach einem Zeckenbiss geachtet werden und wie soll man vorgehen, wenn sie auftreten?

Lyme Borreliose
Nach einem Zeckenbiss mit Übertragung von Borrelien kann es einige Tage später zu einer Wanderröte (Erythema migrans) kommen. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Haut im Bereich der Stichstelle, die sich im Verlauf ringförmig ausdehnt und zentral wieder abblasst, ähnlich dem Bild einer Zielscheibe. Diese Hautmanifestiation ist von der lokalen und harmlosen Hautreaktion zu unterscheiden, welche typischerweise nur gerade um die Stichstelle auftritt und sich nicht über 5 cm ausdehnt. Bei einer Borrelien-typischen Hautreaktion sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine antibiotische Therapie einzuleiten. In seltenen Fällen können mehrere Wochen bis Jahre nach Übertragung von Borrelien unterschiedliche Symptome auftreten. Es kann zu Gelenksentzündungen kommen, hier ist meistens das Kniegelenk betroffen. Weiter kann es beispielsweise zu Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen des Nervensystems kommen. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Borreliose zu diagnostizieren oder auszuschliessen. Bei Bestätigung wird der Arzt eine Antibiotika-Therapie empfehlen.

Frühsommer-Meningo-Enzephalitis
Die FSME verläuft typischerweise in zwei Phasen: Die erste Phase dauert sieben bis vierzehn Tage nach dem Zeckenbiss. In dieser Zeit können grippale Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen auftreten, die aber nach wenigen Tagen wieder vollständig verschwinden. Für einen kleinen Teil der Patienten kommt es nach einem beschwerdefreien Intervall zu einer zweiten Phase, in der das Nervensystem befallen wird: Hirnhaut- oder Gehirnentzündung, Lähmungen der Gesichtsnerven, der Arme oder Beine. Schwere Verläufe können zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen.

Hasenpest
Bei der Hasenpest kommt es innerhalb von etwa 10 Tagen nach dem Zeckenbiss zu Geschwüren im Bereich der Stichstelle mit gleichzeitig vergrösserten Lymphknoten in der Region der Stichstelle. Bei diesen Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine antibiotische Therapie einzuleiten.

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Im Volksmund spricht man von einem Zeckenbiss. Wissenschaftlich korrekt ist jedoch Zeckenstich: Die Zecke dringt zuerst mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug in die Haut ihres Opfers ein. Dann sticht sie mit ihrem Stechrüssel zu und saugt sich über mehrere Tage mit Blut voll.

Welche Impfungen sind möglich und empfehlenswert?

Von den in der Schweiz vorkommenden Zecken-übertragenen Erkrankungen gibt es aktuell lediglich gegen FSME eine wirksame Impfung. Personen, die im Verbreitungsgebiet der FSME Erreger wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, wird empfohlen, sich gegen FSME impfen zu lassen. Für eine vollständige Immunisierung sind drei Impfdosen erforderlich. Im Verlauf sind Auffrischimpfungen alle zehn Jahre empfohlen. Die Kosten für die Impfung werden von den Krankenkassen gemäss den Empfehlungen im Rahmen der Grundversicherung übernommen.

Generell gilt, sich vor Zeckenbissen zu schützen, indem bei möglicher Exposition auf lange Kleidung und geschlossenes Schuhwerk geachtet wird. Zudem können «Zeckensprays» einen zusätzlichen Schutz bieten.

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